Rote Beete aus dem Ofen

In der Schale gegart

Essen, mit dem man jeden rumkriegt und das im Schlaf gelingt: Ewig im Ofen gegarte Zwiebeln und Rote Bete.

Von Mercedes Lauenstein

Es gibt nichts Sofort-Tröstlicheres, als den Geruch von frisch gekochtem Kaffee oder gerade frisch in der Pfanne angebratenen Zwiebeln. Mit dem Geruch kriegt man jeden. Ich möchte nun hinzufügen: und mit dem von Roter Bete und Zwiebeln, die stundenlang im Ofen garen.

Viele einfache Gerichte sind in ihrer Einfachheit brilliant, aber dieses ist wirklich außerordentlich einfach und brilliant. Zum ersten Mal gegessen habe ich die im Ofen in ihrer eigenen Schale gegarten Zwiebeln und Rote Beten auf dem Markt in Modena. Auf vielen Märkten und in vielen Delikatessen-Geschäften in Italien kann man diese beiden Gemüsesorten derart simpel zubereitet kaufen, sie eignen sich sehr gut als schnelle unkomplizierte Beilage oder auch zum Picknick. Alles, was man dazu noch besorgen muss sind ein paar schöne Stücke Käse (perfekt zum süßen und zartbitteren Schmelz von Zwiebel und Bete: Gorgonzola dolce) und etwas Brot.

Aber genauso gut kann man Zwiebel und Rote Bete selbst in den Ofen legen und dort garen lassen. Man nehme dafür eine oder so viele Rote Beten und Zwiebeln wie man mag (ich habe süße Tropea-Zwiebeln genommen, es eignen sich aber auch die traditionell verwendeten großen prallen weißen Gemüsezwiebeln oder die saisonal bei Gemüsehändlern angebotenen italienischen Spezialitäten wie Cipolle di Giarratana oder Cipolle di Breme) und mache rein gar nichts mit ihnen, außer sie samt Haut und Schale auf Backpapier zu legen. Dann in den Ofen damit, bei etwa 180 Grad für mindestens zwei Stunden. Wer es noch süßer und dichter will, gart bei etwa 120 Grad drei bis vier Stunden lang – oder nach eigenem Ermessen auch noch länger. Nicht zuletzt kommt es bei der idealen Garzeit natürlich immer auch auf die Größe der Zwiebeln und Beten an.

Das Gemüse schmilzt währenddessen sozusagen in sich selbst hinein, karamellisiert leicht und verdichtet dabei sein Aroma immer stärker. Man fragt sich später, ob man Zucker dran getan hat. Hat man aber nicht.

Und dann? Kann man sie aus ihrer Schale löffeln wie Butter. Braucht nur Salz und vielleicht noch mal ein paar Tropfen feinstes Olivenöl.

Man kann die Bete und die Zwiebeln selbstverständlich auch für einige Stunden nicht in den Ofen, sondern in die Feuerglut legen, wenn man eine hat. Die Zwiebel bleibt dabei saftig in ihrer Schale. Bei der Roten Bete verdunstet der Saft und sie schrumpft kräftig ein. Die Schale wird ganz hart und schwarz (dann kann man sie nicht mehr mitessen), das Fleisch wird sehr wenig, aber dafür tiefrot und noch sehr viel buttriger in der Konsistenz. Und ihr Geschmack gerät so süß und dicht, dass er beinahe an Balsamico und Lakritz erinnert.