Artischocken

Sirup aus Artischockenblättern

Egal ob Stiele, Fleisch oder Blätter. Von der Artischocke lassen sich alle Teile verarbeiten und das sollte man auch unbedingt tun. Bis hin zur Artischockenlimonade.

Von Mercedes Lauenstein

Diese Artischocken habe ich aufgrund ihres Geruchs gekauft. Ich stand im Spina vor ihnen und hätte mich am liebsten zu ihnen in ihre Kiste gelegt, so wahnsinnig dufteten sie. Nach Butter, nach brutzelnder Butter in der Pfanne, in der dazu noch Nüsse angebraten werden. Nach frischem Kraut, das mit den Wurzeln noch im Feld steckt. Nach feuchter Erde und nach Kräutersträuchern in der Ferne, deren Duft der Wind rüberträgt.

Zuhause war der Kühlschrank zu klein für all das Strunkenzeug, also habe ich nur die Köpfe abgeschnitten und in den Kühlschrank gelegt. Die Stiele, die in Geschmack und Konsistenz der Karde sehr nahe kommen (kein Wunder, sie sind ja auch Schwestern), habe ich gleich geschält und bissfest gekocht und später einen kleinen Nachmittagssnack mit karamellisierten Tomaten und Belper Knolle daraus angerichtet.

Die übrigen Blätter wollte ich zuerst wegwerfen. Aber ich konnte nicht. Dieser Duft! Also habe ich sie ausgekocht und ihren extrem bitteren, aber sehr aromatischen Sud mit Zitrone und Zucker zu einem Sirup gekocht, aus dem ich mir im Moment ständig bittere Getränke zubereite, die ich bis auf Weiteres jedem Tonic Water vorziehe. Warum gibt es bitte noch keine junge, hippe Limofirma, die eine Artischockenlimonade auf den Markt gebracht hat? Oder soll ich das schnell in die Hand nehmen, bevor mir jemand zuvorkommt?

Artischockensirup

Was aus den Köpfchen meiner Artischocken wird, weiß ich noch nicht. Dass mich aber schon die „Resteverwertung“ dieses Gemüses dermaßen umhaut, überzeugt mich einmal mehr davon, dass Artischocken, von denen man ja traurigerweise oft genug einzig das Herz verwendet und den Rest wegwirft, eine der vielfältigsten Gemüse überhaupt sind.