Wenn ich viel Zeit habe – und das ist im Winter ja oft der Fall – beschäftige ich mich gern mit Obst und Gemüse. Neulich habe ich ja schon Cotognata gemacht und später Bergamotten-Limonade gekocht. Jetzt ist die nächste gelbe Frucht dran, denn vor ein paar Tagen habe ich entdeckt, dass es wieder frische Cedri gibt.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Zitrusfrüchten, besteht die Cedro fast nur aus Schale
Die Cedro (man kennt sie auch als Cedrat, dann aber eher als Parfum oder Kosmetik) ist auch eine Zitrone, die – wie die meisten Zitronen – bevorzugt von der Amalfiküste oder aus Sizilien kommt. Aber auch am Westufer des Gardasees gibt es beeindruckende Exemplare. Im Gegensatz zu den meisten anderen Zitrusfrüchten, von denen man den Saft oder das Fleisch genießt, besteht diese Frucht fast nur aus Schale. Die ist bei ausgewachsenen Exemplaren (zum Größenvergleich: Das ist ein ziemlich großes Messer auf dem Bild!) ein paar Zentimeter dick. Auch die Cedro ist für vieles gut, allein aus dieser einen Frucht habe ich mehrere Dinge gemacht.
Angefangen habe ich mit einem kleinen Carpaccio. Dafür schneide ich die Schale in sehr dünne Scheiben und mariniere sie kurz mit Pfeffer und Salz in Olivenöl. Geht hervorragend als kleine Vorspeise durch, entweder pur oder nach Belieben auch mit Salat verziert.
Die restliche Schale habe ich in Würfel geschnitten und in Zuckerwasser kandiert. Dafür löse ich Zucker in heißem Wasser, gebe die Würfel hinein und lasse sie auf kleiner Hitze im Topf, so dass sie gerade eben kochen. Während der nächsten Stunden passiert nun ein Prozess, dem man sehr schön zusehen kann: Die ehemals weißen Würfel beginnen nach und nach immer transparenter zu werden, bis sie zum Schluss ganz klar und leicht gelblich sind. Je nach Größe dauert das zwischen ein und drei Stunden.
Den Sirup, in dem die Schalen ausgekocht wurden, sollte man nicht wegwerfen. Er gibt mit Wasser und Zitronensaft vermischt eine hervorragende Cedrata ab
Bei mir ging es eher langsam. Wenn das meiste Wasser verkocht und die weiße Farbe vom Zucker verdrängt worden ist, sind sie fertig. Dann auf ein Blech mit Backpapier damit und noch ein bisschen im warmen Ofen austrocknen lassen. Das geht relativ schnell. Zum Schluss hat man nun eine Art selbstgemachtes Zitronat, das allerdings ganz im Gegensatz zum Industrieprodukt auch Menschen schmeckt, die eigentlich gar kein Zitronat mögen. Es sind vielmehr Zitronenbonbons, die man sicher auch gut in einen Panettone backen kann. Und es ist jedes Mal eine Überraschung welche Mengen man aus einer einzigen Frucht gewinnt.
Den Sirup, in dem die Schalen ausgekocht wurden, sollte man übrigens keinesfalls wegwerfen. Denn er gibt – mit Wasser und etwas frischem Zitronensaft vermischt – eine hervorragende selbstgemachte Cedrata ab.
Herrlich, wenn nichts übrig bleibt und das Ergebnis in jeder Form gut schmeckt.