Pappa al pomodoro

Pappa al pomodoro

Dieses bäuerliche Resteessen aus altem Brot und Tomatensugo ist so gut, dass man sich beim Einkaufen frischen Brotes ertappt, nur um es für dieses Gericht alt werden zu lassen.

Von Mercedes Lauenstein

Pappa al pomodoro ist eines der einfachsten Gerichte, die ich kenne. Und es ist eines der wenigen, von denen ich mich problemlos mehrere Tage am Stück ernähren könnte. Beheimatet ist es in der toskanischen Bauernküche, wo man einst die Idee hatte, aus altem Brot und übrig gebliebener Tomatensoße einen wohlschmeckenden Eintopf herzustellen. In manchen Gegenden gibt man Rinderbrühe hinzu, eine gute Tomatensoße allein reicht aber vollkommen aus. Übrigens ist die Pappa al pomodoro nicht nur einfach und schnell gemacht, sie ist auch ein Ganzjahresgericht. Man kann sie an heißen Sommertagen aus dem Kühlschrank löffeln und im Winter als heiße Suppe servieren.

 

Die Pappa al pomodoro ist ein gutes Ganzjahresgericht: im Sommer erfrischt sie gekühlt, im Winter wärmt sie als Suppe

 

Obwohl sie ein klassisches Resteessen ist, mache ich die Pappa al pomodoro oft frisch. Zugegebenermaßen kommt man sich etwas beknackt dabei vor, extra ein frisches Brot zu kaufen, nur um es dann tagelang zuhause alt werden zu lassen – aber wenn man etwas liebt, tut man eben die seltsamsten Dinge.

Die Zubereitung ist denkbar einfach: Zunächst koche ich eine einfache Tomatensoße. Ich dünste klein geschnittene Zwiebeln und Stangensellerie in Olivenöl und lasse sie dann mit reichlich Passata einkochen. Währenddessen schneide ich altes, trockenes Weißbrot in dünne Scheiben und reibe sie mit einer aufgeschnittenen Knoblauchzehe ein.

Wer kein altes Brot hat, kann auch frisches Brot so lange toasten, bis es gut trocken geworden ist. Dann werden in einer großen Schüssel Brot und Tomatensoße geschichtet.

 

Besser kann man altes Brot und Tomatensoßenreste nicht verarbeiten

 

Ich fange mit dem Sugo an, gebe dann ein paar Scheiben Brot darüber und begieße diese mit reichlich Olivenöl. Am besten eignet sich hier ein scharfes toskanisches Olivenöl. Oder ein noch schärferes aus Apulien, etwa von der Coratina-Olive, die für ihre außerordentliche Schärfe und Bitterkeit berühmt ist.

Dann wieder Tomatensoße, Brot, Öl. Solange bis die Schale gut gefüllt ist. Zum Schluss wird alles kurz ziehen gelassen und dann mit zwei Löffeln mit großen Bewegungen zerteilt, bis eine grobe Masse daraus wird. Ich mag das Wort nicht besonders, aber die passendste Bezeichnung für die gewünschte Konsistenz wäre wohl Brei oder eben Pappa. Und wer jetzt irgendwie das Gefühl hat, die Beschreibung dieses Gerichts käme ihm verdächtig bekannt vor: Ja, Pappa al pomodoro geht als eine Art tomatige Cousine des Gerichts Fette con cavolo durch.

Dann eventuell noch pfeffern und salzen und eine große Portion essen. Am nächsten Tag schmeckt die Pappa fast noch besser, aber eigentlich bleibt sowieso nie was davon übrig.