Patate Maritate

Patate maritate

Die arme Kartoffel spielt in der Küche oft nur eine Nebenrolle – dabei glänzt sie so gekonnt als Protagonist. Zum Beispiel in diesem Gratin, das sie mit Käse und Brot verheiratet.

Von Juri Gottschall

Die Kartoffel spielt in der italienischen Küche neben dem Getreide immer eine etwas untergeordnete Rolle. Natürlich gibt es Gnocchi, aber es gibt eben daneben unzählige andere Nudelerscheinungen aus Getreide. Auch Patatine fritte, die ordinären Pommes, die in fast jedem Restaurant bestellt werden können (und auch bestellt werden), sind meist nur eine Begleitung. Selbst in der klassischen Pasta genovese wird die Kartoffel mit keinem Wort im Namen erwähnt. Es sind die Trofie, die man kennt. Die arme Kartoffel ist nur Beiwerk und Nebenzutat.

Höchste Zeit also dem Gemüse mal würdig zu huldigen. In Frankreich tut man das ja gern in Form eines Gratins, was – wie ich finde – eine der schmackhaftesten und elegantesten Arten ist, Gemüse zuzubereiten. Auch dafür gibt es eine italienische Alternative, die – im Gegenteil zum französischen Nachbarn – ohne Butter auskommt und natürlich – hier bleibt sich Italien treu – ebenfalls mit Weizen, hier in Form von Semmelbröseln, zubereitet wird.

Das schlägt sich auch im Namen nieder, denn die patate maritate, die verheirateten Kartoffeln, sind eben genau dies: Die perfekte Melange aus Getreide und Gemüse.

Zubereitet werden sie denkbar einfach: Geschälte Kartoffeln werden gekocht. Währenddessen werden Semmelbrösel mit kleingehackter Petersilie und Salz und Pfeffer vermengt. Wer möchte, gibt noch etwas geriebenen Parmigiano Reggiano dazu.

Wenn die Kartoffeln so gut wie gar sind, werden sie in Scheiben geschnitten und in einer Auflaufform abwechselnd mit Semmelbröseln und Käse übereinander geschichtet. Eigentlich gleicht das Vorgehen der Zubereitung einer Parmigiana, nur eben ohne Tomatensoße und mit Kartoffeln anstelle von Auberginen.

Die Rezepte und Varianten für die Käseauswahl sind dabei sehr verschieden. Von Scamorza, Provola, über Pecorino bis zum klassischen Büffelmozzarella kann man je nach Region sämtliche Sorten finden. Ich habe mich in diesem Fall an den Mozzarella gehalten.

Geschlossen wird die oberste Schicht mit reichlich Semmelbröseln, dann wird alles mit großzügig Olivenöl bedeckt und nochmal für 15 Minuten in den heißen Backofen geschoben. In dieser Zeit bildet sich eine dunkelbraune Kruste aus den Semmelbröseln, während der Käse im Innern schmilzt und eine sämige, cremige Konsistenz bildet. Das ist wahrscheinlich der Moment, in dem die Hochzeit stattfindet. Jetzt sollte man sein Werk möglichst schnell essen.