Einkaufswagen Pfand

Das Pfand

Einkaufen ist etwas Herrliches. Und Einkaufswägen machen das Einkaufen noch herrlicher. Was mir allerdings meinen Lebtag ein Rätsel bleiben wird: Das Einkaufswagenpfand.

Von Mercedes Lauenstein

Einkaufen ist etwas Herrliches. Und Einkaufswägen machen das Einkaufen noch herrlicher. Tasche oder wahlweise ein ganzes Kind hineingelegt und geradewegs losflaniert ins Reich der Konsumgüter. Alles, was einem auf dem Weg zur Kasse unwiderstehlich erscheint, kann man gedankenlos in den großen Wagen fallen lassen. Und dann völlig unbeschwert von den Lasten der Mobilität durch Regale und Thekenlandschaften ziehen. So weit, so einfach ist es um das Prinzip des Einkaufswagens bestellt. Was mir allerdings mein Lebtag ein Rätsel bleiben wird: Das Einkaufswagenpfand.

Nicht-Münzen, die ihr eigenes Prinzip untergraben

Mir ist klar, dass das normalerweise ein Euro teure Pfand dazu dienen soll, Einkaufswagendiebstahl vorzubeugen. Beziehungsweise die Menschen dazu zu bewegen, die für einen Euro Gebühr ausgeliehenen Wagen schön brav wieder in ihren Wagenstall zurückzubringen und ihr sauer verdientes Münzchen zurückzubekommen. Nun bekommt man ja aber, zumindest seit ich denken kann, an jeder Ecke kostenlosen Werbe-Plastikchips zum Einsatz in den Einkaufswägen hinterhergeschmissen. Ich würde behaupten wollen, dass jeder Mensch zuhause in etwa soviele Werbe-Pfandchips für Einkaufswägen rumfliegen hat wie Werbekugelschreiber und Feuerzeuge. Ist man nun also zu faul, den Wagen wieder in seinen Stall zu fahren, oder hätte man das dringende Verlangen nach dem Besitz eines formschönen Rewe-Einkaufswagens, müsste man lediglich eines dieser kostenlosen Plastikschrottexemplare dafür opfern. Habe ich irgendetwas falsch verstanden, wenn ich also glaube, dass diese kleinen Nicht-Münzen ihr eigenes Prinzip untergraben?

Die Sinnlosigkeit des Prinzips Pfand

Die Sinnlosigkeit des Pfandprinzips begegnet einem ja übrigens auch im Garderobensektor. In Museen, Theatern, Bibliotheken kann man ja seine Jacken und Taschen nicht wegsperren, ohne eine Auswahl an Münzgeld stecken zu haben. Die einen beordern für die Möglichkeit des Schlüsselumdrehens fünfzig Cent Pfand, die anderen zwei Euro. Oft musste ich ein Museum oder eine Bibliothek vor dem Einsperren meiner Besitztümer noch einmal verlassen, mir an einem Bankautomaten Geld ziehen und es mir von einem Menschen mit Kasse wechseln lassen, bevor ich endlich zur loslegen konnte mit meinen eigentlichen Vorhaben. Oft tröste ich mich dann noch sanftmütig mit dem Gedanken, dass die Garderobenschränke sicherlich teuer waren und irgendjemand sie ja auch reinigen muss und dass sie Stellfläche kosten, und dass ich dem Museum den Euro dann ja gönne, …

Bis mir natürlich wieder einfällt, dass ich den Euro ja sowieso zurückbekomme! Er ist also keine Entlohnung, er ist aber auch nicht Mahnung, den eigenen Krempel wieder mitzunehmen, denn das will man ja sowieso. Und selbst wenn nicht, sind ein Euro Pfand kein teurer Preis, um etwas Schund zu entsorgen. Wobei da sowieso niemandem einfallen würde, das ausgerechnet in der Pinakothek der Moderne zu tun.

Pfandschloss-Industrie: Ich habe dich entlarvt. Du bist überflüssig. Ein Irrtum! Eine Verschwörung! Zuhülf! Petition! Aber wer hört schon auf eine arme Schmierfinkin wie mich?