„L’Abruzzo ha tutto“ geht ein sehr patriotisches Sprichwort der Bewohner Abbruzzens, und das Land zwischen den Marken, dem Latium und Molise im Süden hat möglicherweise wirklich alles: Lange Sandstrände, hohe Berge, Baden und Wandern im Sommer, Skifahren im Winter. Die Abruzzen gelten auch als der grünste Landstrich Italiens, allein vier große Nationalparks liegen hier, in keiner anderen Region gibt es so viele Landschaftsschutzgebiete. In einigen dieser Landschaftsschutzgebiete, zum Beispiel der Maiella, werden unter Verwendung des exzellenten Gebirgquellwassers des Verdes die hervorragenden italienischen Pastasorten der Hersteller De Cecco, Cocco, Rustichella d’Abruzzo, Del Verde gemacht. Klassisch ist in den Abruzzen die Pastasorte der Spaghetti alla chitarra.
Die Küche spiegelt die Landschaft: aus den Bergen kommen Trüffel und Pilze, außerdem die Tradition der Arrosticini, kleine Spieße mit Lammfleisch die auf länglichen Holzkohlegrills geröstet werden. Die Ventricina ist eine leicht geräucherte, leicht scharfe und mit Orangenschale und Rosmarin aromatisierte streichfähige Schweinswurst in Gläsern. Lange Jahre wurden die Abruzzen nur die Speisekammer Roms genannt, weil hier in etwa alles wächst und gedeiht, was man in der Großstadt kulinarisch begehrte. Frischer Mozzarella und Scamorza, Schafskäse, Gemüse, Linsen, Kichererbsen, Polenta, Lasagne und Ragù. Den Abruzzen eigen ist auch eine Salsiccia mit Fenchel und Koriander. In den Auslagen der Konditoren trifft man auf den halbkugelförmigen Mandel-Schokoladenkuchen Parozzo.
Weil hier in den Abruzzen bereits die süditalienische Liebe zu Peperoncino anfängt, steht auf den Tischen der Lokale oft das sogenannte Olio santo, Olivenöl, in dem die Chilischoten entweder ziehen gelassen oder für das sie direkt mit den Oliven durch die Presse gedrückt wurden. Die lokalen Chilischoten werden Diavolicchio oder Diavolillo genannt. An der Küste wird bis heute die alte Fischer-Tradition der Trabochi gepflegt, lange wackelige Holzstege weit ins Meer hinein, von denen aus die Fischer ihre Netze ausbringen können ohne mit dem Boot hinausfahren zu müssen. Auf einigen dieses Stegen wird der Fisch sogar noch gleich zubereitet und als eine Art Street food al mare verkauft. In den Küstenrestaurants wird die traditionelle Fischsuppe Brodetto Vastese serviert. Unbedingt probieren sollte man auch den roten Knoblauch Aglio rosso di Sulmona. Sehr einzigartig sind die vor allem zur Karnevalszeit servierten Ravioli dolci mit einer Füllung aus Ricotta, Eigelb, Zucker, Zimt, Zitronenschale, Muskat und Majoran, die mit einigen Klecksern Tomatensugo und geriebenem Parmesan serviert werden.