Friaul-Julisch-Venetien erstreckt sich von der slowenischen Küste bis an die österreichische Grenze mitten in den Alpen. Entsprechend abwechslungsreich sind auch die regionalen Spezialitäten und Ernährungsgewohnheiten. Während man in den Küstenorten in venezianischer Tradition traditionell Fisch und Meeresfrüchte zubereitet, dominiert im Landesinneren vor allem das Schweinefleisch. Bekanntester Vertreter ist hier wahrscheinlich der San-Daniele-Schinken, ein luftgetrockneter Rohschinken, der in Anmutung und Produktionsweise noch am ehesten mit dem bekannteren Parmaschinken vergleichbar ist, aber ein viel zarteres, lieblicheres und auch fleischigeres Aroma besitzt. Aus den Karnischen Alpen stammt ein weiterer, weniger bekannter Schinken, der rauchig-würzige Sauris.
Der Einfluss der slawischen und österreichischen Küche ist überall zu spüren. So isst man Ciarson gennante Teigtaschen mit unterschiedlichsten Füllungen und auch Strudel, Palatschinken und Buchteln (ein im Ofen gebackenes Hefegebäck) sind übliche Delikatessen. Auch deftige Suppen, wie die Jota, ein Eintopf aus Kartoffeln, Sauerkraut, Bohnen und Speck, finden sich häufig.
Am deutlichsten zu spüren sind die Einflüsse der Umgebung in Triest, der eleganten Hafenstadt der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie. Hier isst man sogar Gulasch und Schweinebraten, am liebsten gesellig und traditionell von großen Buffets, die man bis heute in einigen Restaurants vorfindet. Außerdem wird hier der Prosciutto di Praga produziert, ein feiner, gekochter „Prager Schinken“, dessen süßlich mildes und außerordentlich saftiges Fleisch mit kaum einer anderen Kochschinkenspezialität mithalten kann und warm oder kalt ausschließlich mit einem scharfen Messer händisch aufgeschnitten, in groben Scheiben verkauft und am besten direkt von der Hand in den Mund gegessen wird, allenfalls noch mit Senf, Kren oder gesalzener Butter auf Weißbrot.
Wer im Frühling in der Gegend ist, sollte sich bei den lokalen Slow-Food-Convivien informieren. In Triest und Umgebung werden Wanderungen in die nahegelegenen Berge angeboten, wo eine Vielzahl von Wildkräutern darauf wartet geerntet zu werden. In Harry’s Grill, einem Ableger der berühmten Harry’s Bar in Venedig direkt auf der Piazza Unità d’Italia, werden im Frühjahr Menüs mit wild gewachsenem Unkraut serviert.