Wer bei der schweizerischen Küche zuerst an Käsefondue und Schokolade denkt, liegt nicht grundsätzlich falsch, hat aber auch viel verpasst. Tatsächlich spielt die Produktion von Milchprodukten in dem kleinen Land traditionell eine große Rolle. Unzählige Rohmilchkäse, angefangen von den großen Klassikern bis hin zu ständig neuen Rezepturen, prägen die Angebote im Lebensmittelhandel. Aber auch Joghurt, Butter und Frischprodukte (wie zum Beispiel eine große Auswahl an Getränken aus Molke) gibt es in unvergleichlicher Vielfalt. So wird im UNESCO Biophärenreservat Entlebuch eine hervorragende Mozzarella produziert und der älteste Käse der Schweiz, der Alpsbrinz, wird von vielen als die bessere Alternative zum Parmigiano Reggiano betrachtet. Kein Wunder, dass die Schweiz einen Großteil dieses Klassikers nach Norditalien exportiert.
Im Tessin sind die Einflüsse den Südens überall spürbar. Eine ausgeprägte Limonaden- und Kaffeekultur, aber auch zahlreiche Produzenten von Pasta und gereiften Wurstwaren, zeugen von der Nähe Italiens. Außerdem werden hier einige durchaus konkurrenzfähige Weine produziert.
Die Westschweiz hingegen zeigt sich zwar in ihrer Käseauswahl schon sehr französisch, birgt aber auch einige Regionalspezialitäten, wie zum Beispiel die Karde aus Genf, die geschützte Cardon épineux genovois, die man mit etwas Glück im Glas konserviert im lokalen Lebensmittelhandel erstehen kann.
Überhaupt ist die Vielfalt an lokal produziertem Gemüse beeindruckend. Der Wochenmarkt in Luzern, auf dem Bauern aus der Zentralschweiz jeden Samstag ihre Produkte anbieten, ist legendär und mit den besten Märkten Italiens zu vergleichen. Verschiedenste Tomatensorten (Tipp: die Berner Rose) finden sich neben frischem Fisch aus Schweizer Bergseen. Apropos Fisch: Die Firma Balik produziert mitten in den Schweizer Bergen einige der teuersten und hochwertigsten Lachs- und Kaviarsorten der Welt.
Eine Reise in und durch die Schweiz ist eines der kulinarisch inspirierendsten Erlebnisse. Wer kann, sollte im regionalen Handel einkaufen und unbedingt auch essen gehen. Die Dichte an fantastischen Restaurants im Land ist beachtlich und dank strenger Lebensmittelgesetze und einem kompromisslosen Qualitätsanspruch kann selbst das Stück Bergkäse mit etwas Bündnerfleisch und frischem Brot auf einer Berghütte zum Hochgenuss werden.
Sicher, dank fehlender EU-Förderungen kostet hier vieles deutlich mehr als im benachbarten Ausland. Wer aber mal wissen will, was die Produktion hochwertiger Lebensmittel wirklich für Kosten verursacht, kann einen Einkauf oder ein Abendessen in der Schweiz auch als Lehrstunde dafür begreifen, dass Qualität immer ihren Preis haben muss. Es lohnt sich.