Kartoffeln Artischocken

Sacro e profano

Kleine Artischocken und Bratkartoffeln, mit Butter und großzügig Pecorino eine wahre Freude, ideal verzehrt nach langer Wanderung vor dem lodernden Kamin.

Von Juri Gottschall

Was man angesichts des Einzug haltenden Winters nicht vergessen darf: Nicht überall frieren Mensch und Gemüse derzeit von morgens bis abends, rutschen auf der Straße aus und verfluchen ihre nassen Schuhe.
Seit ein paar Wochen werden zum Beispiel in Italien Artischocken geerntet, und zwar sowohl die sardischen stacheligen carciofi spinosi, als auch die jungen Miniaturexemplare. Sie sind nur wenige Zentimeter groß, dafür aber auch umso schneller zubereitet. Man kann sie fast im Ganzen essen, so zart sind sie. Zum Beispiel zu in Butter knusprig gebratenen Kartoffeln und frischem Pecorino.

 

Die Baby-Artischocken gibt es oft nur für kurze Zeit, man sollte also zuschlagen, wenn man sie sichtet

 

Wer sie beim Gemüsehändler sichtet, sollte zuschlagen. Im Gegensatz zu ihren fast ganzjährig erhältlichen großen Geschwistern oder Mamme, gibt es die Baby-Bimby-Carciofi nämlich oft nur für kurze Zeit. In Italien, wo ich sie gekauft habe, werden sie jetzt kistenweise angeboten. Man kauft sie nach Gewicht, am besten gleich mehrere Handvoll. Aber auch in München habe ich vor ein paar Tagen schon die ersten Exemplare gesehen.

Klassischerweise befreit man diese kleinen Artischocken nur von ihren äußersten Blättern und kocht sie dann im Ganzen mit Knoblauch, Petersilie oder Minze entweder in Agrodolce ein. Oder brät sie erst in Olivenöl und legt sie anschließend ein. Man lässt sie so ein paar Wochen durchziehen und hat dann perfekte Antipasti. Auch auf der Pizza oder Focaccia sind kleine Artischocken aus dem Glas ein Klassiker.

 

Möchte man mal auf Pasta in der Kombination mit Artischocken verzichten, ist dieses einfache Gericht aus Artischocken und Kartoffeln eine sehr gute Wahl

 

Möchte man sie frisch zubereiten und mal auf Pasta verzichten, ist das folgende kleine Rezept mit Kartoffeln eine wahre Freude. Denn Artischocken und Kartoffeln verstehen sich ausgezeichnet. Vorausgesetzt man findet Kartoffeln, die geschmacklich genauso intensiv sind wie ihre kleinen Artischockenpartner.

Ich schäle Kartoffeln und bereite die Artischocken so vor, dass ich eigentlich nur die äußersten, harten Blätter entferne und sie dann oben und unten knapp gerade abschneide. Die Kartoffeln teile ich in ungefähr artischockengroße Stücke und brate beide Gemüse zusammen in Olivenöl an. Ich schwenke sie alle paar Minuten durch bis sie etwas Farbe bekommen haben. Und gebe dann (nicht zu wenig) kleingeschnittenen Knoblauch dazu. Dieser sollte nicht braun werden. Deshalb bewege ich die Pfanne jetzt ständig und gebe nach wenigen Minuten etwas Wasser dazu.

 

Gute Butter dazu und großzügig Pecorino oder Parmigiano Reggiano

Dann den Deckel drauf. Nach ein paar Minuten ist das Gemüse auch schon perfekt gar. Kräftig pfeffern, salzen und etwas kleingeschnittene Petersilie dazu. Zum Schluss lasse ich noch ein paar Flocken Butter im Gemüse schmelzen und reibe großzügig würzigen Pecorino oder alten Parmigiano Reggiano darüber. Wer möchte, kann das Ganze auch ein paar Minuten unter dem Grill gratinieren.

Ab auf den Teller damit. Und wer jetzt an Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln, an warme Kachelöfen in der Stube einer verschneiten Almhütte denken muss, liegt nicht ganz falsch. Die angerösteten Kartoffeln wecken tatsächlich Assoziationen einer herzhaften Hüttenküche. Nur ist dieses Gericht eben so viel eleganter. Die Artischocken machen es zum ersten Frühlingsboten im Winterfrust, sie sind sozusagen das Grün im Grau, gewissermaßen das mediterrane Heilige im winterlich Profanen.