Spaghetti della Quaresima

Wie gut sich Hartweizenpasta mit zerstoßenen Walnüssen versteht, beweisen die unterschiedlichsten regionalen Rezepte – diese sardische Kombination aus der Fastenküche sticht besonders heraus.

Von Mercedes Lauenstein

Wir alle kennen das Problem: Genuss und Fasten vereinen? Ja bitte! Aber wie? Vor dieser etwas paradoxe Herausforderung stand man bereits vor Jahrhunderten auch in Italien. Für die Vigiltage vor den großen christlichen Hochfesten wie Weihnachten oder Ostern galt einst, dass man nicht nur auf alle tierischen Produkte, sondern auch auf das Anbraten grundsätzlich und den Einsatz von Gewürzen und Olivenöl besonders zu verzichten habe. Entlang dieses sehr strengen Regelwerks entstand die noch etwas dröge Ursprungsversion der sardischen Spaghetti della Quaresima (Quaresima bedeutet auf Deutsch Fastenzeit): Gekochte Hartweizenpasta, vermischt mit nichts als im Mörser zerstoßenen Walnüssen und Semmelbröseln.

Essen ohne Olivenöl, ohne Gewürze, ohne Käse? Das ging bei aller Frömmigkeit natürlich nicht lange gut. Und so einigte man sich irgendwann darauf, an den entsprechenden Tagen nur noch auf Fleisch zu verzichten.

 

Fasten mit Spaghetti: auch ein schönes Konzept

 

 

Seit an den Vigiltagen auch Fisch und Milchprodukte erlaubt sind, ist das Rezept der Spaghetti della Quaresima weitaus interessanter geworden, denn heute sind auch Sardellen und Pecorino darin enthalten und die machen es zu einer äußerst runden Sache.

Kochwasser für die Spaghetti aufsetzen und gut salzen.

Knoblauch schälen, fein hacken und in Olivenöl in einer Pfanne andünsten. Der Knoblauch soll kaum Farbe bekommen, sondern nur sanft garen und sein Aroma abgeben. Die Sardellenfilets (je nach Geschmack ist ein Filet pro Person ein guter Ausgangswert) hinzufügen und bei gleichbleibend geringer Hitze ebenso sanft schmelzen lassen.

Spaghetti ins Kochwasser geben. Frische Petersilie und geschälten Walnüsse fein hacken oder im Mixer zerkleinern. Zusammen in die Pfanne zu Knoblauch und Sardellen geben und alles weiterhin auf niedriger Hitze dünsten.

In einer separaten Pfanne ohne Fett die Semmelbrösel anrösten, bis sie goldbraun sind und herrlich duften. Es macht sowohl aromatisch als auch von der Konsistenz her einen unschätzbaren Unterschied, ob man indus-trielle Semmelbrösel oder selbstgemachte Semmelbrösel verwendet – altes Brot also immer gut aufheben und selbst zu Semmelbröseln zerkleinern. Pecorino fein reiben, hier empfiehlt sich natürlich ein sardischer.

 

Auch bei den Spaghetti della Quaresima liegt die Kunst in der Vermählung der Spaghetti mit Käse und Kochwasser

 

Kurz vor dem Abgießen der Pasta etwas Kochwasser in einem separaten Gefäß zurückhalten. Nun die Spaghetti abgießen und in die Pfanne zu den anderen Zutaten geben. Etwas aufgehobenes Kochwasser dazugießen, Pecorino ergänzen und alles gut mischen, bis sich Käse, Kochwasser und restliche Zutaten als Creme geschmeidig um die Pasta gelegt haben.

Mit den gerösteten Semmelbröseln bestreuen und sofort servieren.

Zutaten
Spaghetti, Walnüsse, Semmelbrösel, Pecorino Sardo Stagionato, Eingelegte Sardellenfilets, Knoblauch, Petersilie, Olivenöl Extra Vergine

 

Dieses Rezept ist in auch unserem zweiten Kochbuch "SPLENDIDO - Italienische Produktkunde und Rezepte" enthalten.

Es ist im DuMont-Verlag erschienen und wurde mit dem Deutschen Kochbuchpreis 2023 in Gold ausgezeichnet.




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