Bagolino ist ein kleines Bergdorf in den lombardischen Alpen, nahe an der Grenze zum Trentino. Eine gute Stunde vom Gardasee entfernt, erreicht man es über kleine, kurvige Straßen, die entlang an klaren Bergseen führen. Bagolino selbst scheint wie in Stein gehauen. Es ist eine eigene Welt. Kleine Häuser in engen Gassen, eine viel zu große Kirche (die es sich unbedingt anzuschauen lohnt) und überall Brunnen und Gebirgsbäche. Es ist kalt und rau hier oben und die Menschen sprechen einen Dialekt, der einen eher an die Schweiz als an die Lombardei erinnert.
Spaziert man die Hauptstraße entlang, fallen einem die vielen kleinen Lebensmittelläden auf. Denn das kleine Dorf Bagolino hat eine große kulinarische Tradition. Vor allem der Bagòss, der typische Bergkäse, der hier aus der Milch der umliegenden Almen hergestellt wird und mit Safran affiniert in den Höhlen der Berge reift, ist eine Spezialität, die man weit über die Grenzen der Region hinaus kennt. Es gibt ihn in verschiedenen Qualitäten und Reifestufen. Mal ist er mildwürzig, mal intensiv, aber immer hart wie Parmesan. Kaufen und probieren kann man ihn hier in fast jedem Geschäft. Als ausschließlich aufwändig von Hand hergestellte Spezialität hat er seinen Preis. Er hält sich aber ewig und ist eine Spezialität, die man probiert haben sollte. Zum Beispiel im Risotto oder als Teil einer Käseplatte.
Neben Käse gibt es in Bagolino noch handwerklich hergestellte Fleischspezialitäten, wie zum Beispiel sehr grobe, bäuerliche Salami und immer wieder in Öl oder Agrodolce konservierte Kräuter und Wildpflanzen. Die wichtigste, der Radicchio dell’Orso, wird ebenfalls hier in den Bergen gesammelt und ist eine Delikatesse, deren Vorkommen aufgrund der immer milderen Winter in der Region ständig seltener wird.
Auch in der hier ansässigen Pasticceria Evelina gibt eine weitere Spezialität: Aus wilden, sehr bitteren Kräutern, werden hier Bonbons hergestellt. Die söcher amar (im Dialekt etwa: Bitterer Zucker) können pur genossen oder in Tee aufgelöst werden. Sie eignen sich als Aperitif ebenso wie als Erfrischung. Man kann sogar mit ihnen kochen (Tipp: Bei der Zubereitung von Artischocken ein oder zwei Bonbons im Wasser auflösen).