Von der Existenz eines hervorragenden venezianischen Lagunenhonigs, der aus dem Nektar blühender Lagunenpflanzen stammt und daher leicht salzig und bittersüß schmeckt, muss man schon wissen. In lokalen Spezialitätengeschäften jedenfalls begegnet er einem nicht. Selbst die meisten Venezianer haben noch nie von ihm gehört.
Gesegnet ist, wessen kulinarische Informationssensoren niemals ruhen und die deshalb noch bei der Lektüre eines Interviews mit der venezianischen Schriftstellerin Donna Leon Alarm schlagen, wenn sie etwa erzählt: „Mein Freund Cesare gab mir einen Honig aus der Lagune zu kosten, der schmeckte ganz anders, irgendwie salzig und exotisch.“
Gibt zwar immer noch keine Bezugsquelle her, aber nach einer solchen kann man sich ja durchfragen. Um irgendwann auf dem kleinen Hof der aus Südtirol stammenden Familie Stefani dott. Ricardo in Stra zu landen. Dafür ist zwar eine Autofahrt entlang des Flusses Brenta und seiner unzähligen verfallenen Palladio-Villen notwendig, aber die lohnt sich sowieso. In Stra klingelt man schließlich an der Hofpforte und wird in den Hofladen gewunken, um dort vom Lagunen-Honig und anderen lokalen Honigspezialitäten aus eigener Produktion zu kosten und sich, natürlich, davon etwas mit nach Hause zu nehmen.
Viele Imker mit Lagunen-Bienen gibt es nicht mehr, um genau zu sein weniger als eine Handvoll. Der Miele di barena hat deshalb auch längst Einzug in das Slow-Food-Projekt „Arche des Geschmacks“ gehalten.
