Gute Pasticcerias gibt es in Italien in fast jedem Ort und in Mailand an fast jeder Ecke. Das Traditionsunternehmen Marchesi aus dem Jahre 1824, das es dreimal in Mailand gibt, könnte allerdings als Referenz für alle italienischen Pasticcerias gelten. Croissants, Brioches, Kaffeespezialitäten, aber auch Kuchen, Torten, Marmelade oder Nougatcremes. Alles, was die süße italienische Küche auszeichnet, findet sich hier in der bestmöglichen Qualität täglich frisch.
Vor ein paar Jahren hat sich Marchesi einem grundlegenden optischen Wandel unterzogen und den Laden in der Via Monte Napoleone (dieser ist auch der empfehlenswerteste, allein schon wegen des sehenswerten Publikums) grundlegend renoviert. In grünem Marmorambiente sitzt man nun auf grünen Plüschsofas und trinkt Kaffee aus feinstem Porzellan, serviert von Kellnern, deren Uniformen wie aus einem Theaterstück wirken. Hier noch ein Serviettchen, dort noch ein kleines Untertässchen und einen polierten Silberlöffel, bitte, danke, noch Zucker dazu – die Choreographie sitzt perfekt. Der Saft wird frisch gepresst, der Joghurt frisch gerührt, das Brötchen gerade aus dem Ofen geholt und mit perfekt temperierter Butter serviert. Im Schaufenster stehen Torten wie Kunstwerke und am Tisch gegenüber sitzen die Mitarbeiter und/oder Stammkunden aus den Modeboutiquen der Umgebung.
Wer die perfekte Inszenierung genauso wie perfekte Süßspeisen liebt, sollte hier zumindest mal gefrühstückt haben. Wer es etwas entspannter will, geht schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite zu Cova. Dort ist es ebenso traditionell, aber eben nicht ganz so grün.