Viele Unternehmer sind schon froh, wenn nur eines ihrer Kinder den Betrieb übernehmen möchte – in Pasquale Librandis Fall haben sich gleich alle fünf Kinder dazu bereit erklärt. Und so leiten die drei großen Schwestern Carmela, Angela, Lucia und ihre zwei kleinen Brüder Michele und Pino den familiären Olivenöl-Betrieb in Nordkalabrien heute gemeinsam. Bereits ihr Urgroßvater Ettore Librandi eröffente hier 1900 seine Ölmühle, die er anfänglich neben seinen Tätigkeiten als Metzger und Händler von lokalen Feigen und Seidenraupen betrieb.
Seit 1997 arbeitet der Betrieb nun schon nach den Richtlinien des biologischen Anbaus und gehört vor allem dank der Begeisterung und Expertise Angela Librandis zu den unangefochtenen Top-Olivenölproduzenten des Landes. Die Zweitgeborene von Pasquale Librandi stand schon als Kind in heller Begeisterung an den Öl-Maschinen, freundete sich während ihres Agrarwissenschaften-Studiums in Florenz mit den zentralen Figuren der neuen Qualitätsbewegung des Olivenöls an und machte unter anderem die Ausbildung zur Olivenöl-Verkosterin. Sie ist es, die heute maßgeblich an den Stellschrauben der Maschinen dreht und so das Feintuning bestimmt.
Und Oliven allein sind übrigens gar nicht alles, was die Librandis zu bieten haben: Auch Orangen- und Clementinen aus biologischem Anbau kultivieren die Librandis in Vaccarizzo Albanese – unbedingt ein paar Gläser der außergewöhnlich guten Marmelade mitnehmen.
Ein Besuch in Vaccarizzo Albanese und den umliegenden Dörfern lohnt sich übrigens nicht nur kulinarisch, sondern auch kulturhistorisch. Im 15. Jahrhundert flohen albanesische Christen vor der ottomanischen Herrschaft nach Süditalien und gründeten hier ihre Gemeinden. Bis heute spricht man den alt-albanischen Dialekt arbereshë, die Straßen- und Ortsschilder sind zweisprachig und die Gottesdienste folgen byzantinischen Riten.