Ofentomaten

Tomaten im Glas

Ofentomaten zubereiten hilft gegen Geistesplagen. Man sollte es öfter tun.

Von Mercedes Lauenstein

Die einen Menschen fragen sich, was gegen Schreibblockaden hilft, die anderen Menschen behaupten, Schreibblockaden gebe es überhaupt nicht. Ihr Argument lautet, LKW-Fahrer hätten ja auch keine Fahrblockaden. Wer sowas sagt, ist kein Autor, sondern LKW-Fahrer. Man sollte ihm befehlen, eine ganz dringende Lieferung bis Punkt morgen früh abzugeben, ihm aber weder zu sagen, was das für eine Lieferung ist (muss er sich schon selbst ausdenken), wo er diese abzugeben hat, noch, welche der vierhundertachtzigtausend verschiedenen möglichen Routen er dahin am besten nimmt. Einfach mal losfahren, irgendwann kommen Sie schon an, haha!

 

Etwas tun, das zu einem sicheren Ergebnis führt: Ofentomaten einmachen

 

Aber natürlich sollte man sich auf den Vergleich Schreiben und LKW-Fahren gar nicht erst einlassen, er ist schief und führt zu nichts. Und mit Sachen, die schief sind und zu nichts führen, hat eine von einer Schreibblockade gepeinigte Person schon genug zu tun. Man sollte ihr zu einer freiwilligen Pause von der kreativen Zwangspause raten. Sie sollte etwas tun, das zu einem sicheren Ergebnis führt. Zum Beispiel Ofentomaten im Glas einmachen.

Hier gibt es bereits eine Lobrede auf die unzähligen Möglichkeiten der Tomatensoße. Im Ofen gegarte Tomaten sind von so buttriger Süße und Würze, dass man kurz glaubt, sie vielleicht allen anderen Tomatenvarianten vorzuziehen. Aber gemäß der alten Regel „Superlative haben selten Recht“ ist das natürlich falsch. Richtig ist, dass man Ofentomaten zu selten zubereitet. Alles, was im Ofen vor sich hingart, verwandelt die Wohnung einer geistesgeplagten Person sofort in ein warmes Zuhause und das wiederum reduziert die Geistesplagen.

Im Ofen gegarte Tomaten sind buttrig süß und hocharomatisch

 

Ofen auf 220 Grad vorheizen.

Tomaten waschen, am besten eignen sich eher kleine, leicht flaschenförmige, wie z.B Picadillys. Stielansatz rausschneiden. Tomaten auf das Backblech geben, in den Ofen schieben und warten, bis die Haut beginnt sich zu blähen und dunkel zu werden.

Blech herausnehmen, Tomatenhaut abziehen, Backofen auf 180 Grad runterschalten. Knoblauchzehen häuten und andrücken, zwischen die enthäuteten Tomaten streuen, ein paar Salzkapern ebenso (ruhig ohne die Kapern vorher zu wässern. Das daran haftende Salz ist voller Kapernaroma und macht sich gut an den Tomaten). Alles mit Olivenöl beträufeln und für gut 30 bis 45 Minuten zurück in den Ofen geben, so dass die Tomaten schön durchgaren und sich ihre ganze Süße und Würze verdichtet.

Währenddessen Einmachgläser und -deckel in kochendem Wasser sterilisieren und bereit stellen.

Ofentomaten

Sie sehen hier: Burrata auf Ofentomaten. 

Gebackene Tomaten in die Gläser geben und mit einem hervorragenden Olivenöl auffüllen. Zwei frische Knoblauchzehen, erneut einige Salzkapern und eine getrocknete Peperoncinoschote dazugeben, Gläser gut verschließen und in den Kühlschrank stellen.

Wer die eingemachten Ofentomaten länger aufheben möchte, sollte am nächsten Tag, wenn sich alles gesetzt hat, nachsehen, ob die Tomaten noch gut mit Öl bedeckt sind. Gegebenenfalls mit etwas Olivenöl auffüllen. So halten sich die Tomaten bis zu einem Jahr.

Am besten schmecken sie aber schon nach zwischen drei und zehn Tagen. Entweder einfach zur Burrata und frischem geröstetem Brot serviert. Oder samt Öl und Gewürzen zu einer sämig-scharfen Pastasoße püriert.

PS: Wer überhaupt keine Lust hat, zu warten, kann die Tomaten natürlich auch direkt nach ihrem Aufenthalt im Ofen zur Pasta, Burrata oder aufs Brot essen. Mit der Gabel zerdrücken oder pürieren, mit Salz, Pfeffer und evtl. Peperoncino abschmecken – fertig.