Tomatentarte

Tomatentarte

Durchaus möglich, dass die französische Cousine der Pizza die Tomatentarte ist. Und wie es mit französischen Cousinen nun mal so ist, muss man sich leider direkt in sie verknallen.

Von Juri Gottschall

Was man hier sieht, ist keine Pizza, obwohl es durch den Gehalt an Tomaten und Käse leicht als eine durchgehen könnte. Es ist auch keine Quiche, obwohl es mit seinem ziemlich deutlich erkennbaren französischen Ursprung vorschnell dafür gehalten werden könnte. Tatsächlich ist dieses Gericht die pure Essenz der Tomate, so rein und rot wie sie nur sein kann. Eine Art entfernte französische Cousine des Tomatenrisottos vielleicht: eine Tomatentarte. Sie schmeckt fantastisch und ist extrem schnell zubereitet. Denn der Teig muss nicht gehen und man braucht für ihn weder Eier noch Hefe.

 

Die Tomaten feinsäuberlich auf den Teig legen, und zwar so akkurat, wie es die persönliche Geduldsgrenze gerade noch so erlaubt

 

Begegnet ist mir die Tomatentarte auf einem sehr empfehlenswerten Blog mit dem etwas fragwürdigen Namen Foodfreaks. Wenn Ihr irgendwo gute Tomaten seht, am besten extrem kleine, extrem reife, extrem süße, dann backt diese Tarte und setzt euch damit auf die Terrasse oder die Couch und esst den zarten, dünnen Boden mit dem fruchtstrotzdenden Belag Stück für Stück auf.

Hier kommt das Rezept:

Aus 120 Gramm Mehl, 40 Gramm Butter, 40 Gramm Wasser und einem Spritzer hellem Essig wird zunächst eine Art Mürbeteig zusammengeknetet. Wie immer bei dieser Art von Teig, ist es wichtig, dass alle Zutaten möglichst kalt sind. Es ist also ratsam, die Butter vorher gut zu kühlen oder eventuell sogar einzufrieren. Ist der Teig dann geschmeidig, wird er auch wieder gekühlt. In Folie im Kühlschrank.

Währenddessen werden die Tomaten in feine Scheiben geschnitten (wie bereits gesagt, kommt es – wie immer bei einfachen Rezepten – hier extrem auf die Qualität dieser ja fast einzigen Zutat an, sie müssen also wirklich hervorragend sein).

Damit die Tomaten sich aber später auf der Tarte nicht gar so einsam fühlen, mischen wir noch eine Paste aus Tomaten an, mit der wir sie später bedecken. Das gibt Saftigkeit und noch mehr Geschmack. Dafür werden Tomatenmark, Wasser, Olivenöl, etwas Zucker, Salz und Pfeffer und ein wenig sehr fein geschnittene Zwiebel und Knoblauch zusammengerührt. Wer will, würzt noch mit einem scharfen Gewürz nach. Eigentlich macht sich die Tomatentarte in ihrer ganzen Süße aber viel besser.

Jetzt den Teig aus dem Kühlschrank geholt, dünn in eine Form auf Backpapier ausgerollt und dünn mit Senf bestrichen. Dann kommen ein paar Scheiben würziger Käse darauf (ja, unter die Tomaten). Empfehlenswert ist ein Gruyère oder ein reifer Bergkäse. Wenn man recht darüber nachdenkt, wäre aber auch Mozzarella mal einen Versuch wert.

Nun legen wir die Tomaten feinsäuberlich Scheibe an Scheibe auf Teig, Senf und Käse. Und zwar so akkurat, wie es die persönliche Geduldsgrenze gerade noch so erlaubt. Bei einem Gericht von solcher Schönheit sollte man sich die Zeit nehmen.

Jetzt noch die Paste großzügig auf den Tomaten verteilen und ab in den ungefähr 200 Grad heißen Backofen. Fertig ist die Tarte, wenn die ersten Tomaten Farbe bekommen oder sogar schon leicht geröstet sind. Das gibt noch mehr Geschmack.

Dann raus aus dem Ofen mit dem Kunstwerk, in kleine Stücke geschnitten und ab in die Sonne.