Torta Tenerina

Torta Tenerina

Außen knusprig, innen weich und feucht. Einer der wenigen Schokoladenkuchen, die nicht enttäuschen ist die Torta tenerina aus Ferrara. Mit Mehl gibt dieser Kuchen sich gar nicht erst ab

Von Mercedes Lauenstein

Ein guter Schokoladenkuchen muss unmissverständlich nach Schokolade schmecken. Leider hat man es ausgerechnet im Genre Schokoladenkuchen oft mit sogenannten Afzettern zu tun – ein schönes niederländisches Wort für Hochstapler, das man öfter benutzen sollte. Diese Pseudoschokoladenkuchen jedenfalls mögen beträchtliche Mengen von Schokolade enthalten, brauner Färbung sein und nach Kakao duften – schmecken tun sie aus irgendwelchen Gründen nur nach künstlichem Vanillearoma und zu schwach geratener, leicht angebrannter Schokomilch. Mit einem existentiell-plötzlichen Appetit auf Schokoladenkuchen durch die Welt zu laufen und auf einen solchen Kuchen zu stoßen, kann große Traurigkeit auslösen.

 

Ein guter Schokoladenkuchen muss unmissverständlich nach Schokolade schmecken

 

Ich möchte so etwas nicht mehr erleben. Deshalb gibt es bei mir nur noch einen Schokoladenkuchen. Er ist außen knusprig wie Meringue, und innen weich und feucht wie warme Schokolade. Er ist meiner Meinung nach der beste und ehrlichste Schokoladenkuchen, den es gibt. Im Italienischen ist er eine sie: die Torta tenerina oder auch Montenegrina. Der Legende nach stammt sie aus Ferrara und ist zu Ehren von Elena Petrovich del Montenegro, der Ehefrau Vittorio Emmanuele III erdacht worden, um dem feinen Charakter der Königin zu huldigen.

Mit Mehl gibt sich diese hervorragende Torte gar nicht erst ab. Sie besteht aus nichts als Schokolade, Zucker, Butter, Ei und Kartoffelstärke. 

 

Außen knusprig wie Meringue, und innen weich und feucht wie warme Schokolade

 

Und so wird die Torta tenerina gemacht: Ofen auf 175 Grad vorheizen. Den Boden einer Backform von ca. 20 Zentimetern Durchmesser mit Backpapier auslegen. Die Ränder der Backform buttern. In einer Schale mit dem Mixer oder sauberen, warmen Händen 100 Gramm Butter mit 60 Gramm gesiebtem Puderzucker mischen bis eine weiche, süße Paste daraus geworden ist. 120 Gramm beste dunkle 70%-Schokolade im Wasserbad schmelzen. Zur Butter geben und mit dem Mixer verschlagen. Zwei Eigelbe und 20 Gramm Kartoffelstärke hinzufügen und weiter schlagen, bis eine einheitliche Masse entstanden ist.

Die verbliebenen zwei Eiweiß in einer Schüssel mit einer Prise Salz und 40 Gramm feinsten Konditorzuckers sehr steif schlagen. Sehr steif bedeutet: bis man die Schüssel umdrehen kann, ohne dass die Masse herausfällt. Aufgeschlagenes Eiweiß jetzt unter die Schokoladenmasse heben und danach alles in die Backform geben. Glatt streichen.

 

Wie so vieles, schmeckt die Torta tenerina am nächsten Tag am besten

 

Für 20 Minuten in den vorgeheizten Ofen geben. Umluft ist hier die beste Wahl, so gerät die Kruste ideal. Nun aus dem Ofen nehmen und – bei existentiellem Schokoladenappetit ist das nicht einfach, aber auch nicht unmöglich und vor allem sehr wichtig: mindestens zwei Stunden abkühlen lassen.

Nur so bekommt die Kruste des Kuchens die ideale Meringuehaftigkeit, und das noch leicht flüssige Innere die ideale Cremigkeit. Wie so vieles, schmeckt die Torta tenerina am nächsten Tag am besten.

Zutaten
100 g Butter, 60 g gesiebter Puderzucker, 120 g beste dunkle 70%-Schokolade, 2 Eier, 20 g Kartoffelstärke, 40 g feiner Zucker