Vor ein paar Tagen war ich auf einem kleinen Food Festival, auf dem einige italienische Restaurants und Hersteller ihre Lieblingsrezepte präsentierten. Da gab es die bitteren Tortelli amari aus Castel Goffredo und Polenta aus Bergamo. Außerdem zeigte ein Hersteller aus den Abruzzen Spaghetti, die sich in weniger als zwei Minuten kochen lassen.
Ich bin nicht der Meinung, dass die Menschheit auf Pasta gewartet hat, die sich ein paar Minuten schneller garen lässt als die herkömmliche Pasta, von der sich die Welt schon seit Jahrzehnten sehr erfolgreich ernährt. Interessant war aber, dass die sogenannten 90 sec rapida spaghetti mit einer Crudaiola serviert wurden. Einer kalten Tomatensoße, die bei 30 Grad unter freiem Himmel das denkbar einfachste und gleichzeitig perfekte Mittagessen ist. Wobei man die Crudaiola eigentlich nicht einfach Soße nennen sollte. Sie ist vielmehr eine Essenz aller italienisch-sommerlichen Geschmackskomponenten: Tomate, Basilikum, Knoblauch.
Am nächsten Tag habe ich gleich wieder Lust auf eine Crudaiola. Das Gute an ihr ist, dass sie die meiste Arbeit ganz von selbst erledigt. Ihr Geheimnis ist nämlich, natürlich neben besten Produkten, nur die Zeit im Kühlschrank.
Ich schneide kleine, aromatische Tomaten in sehr kleine Stücke, hacke frisches Basilikum und gebe beides zusammen in eine Schale. Dazu kommen etwas Salz und Pfeffer und vor allem reichlich Olivenöl. Außerdem gebe ich noch ein, zwei halbierte Knoblauchzehen dazu. Ich vermische alles gründlich und lasse es zugedeckt einige Stunden im Kühlschrank durchziehen. Das ist wichtig, essentiell wichtig, denn nur so wird aus einem ordinären Tomatensalat ein geschmackliches Kunstwerk. Je mehr Zeit zum Durchziehen man der Crudaiola gibt, desto besser schmeckt sie.
Später, wenn sich der Hunger meldet, koche ich Spaghetti. Ich nehme die Crudaiola (der Name bedeutet nichts anderes als die Rohe) aus dem Kühlschrank, entferne die Knoblauchzehen und gebe alles über die heißen Nudeln. Selbst, wenn die nicht in 90 Sekunden gekocht sind, ist das Essen in kürzester Zeit fertig. Jetzt noch etwas Büffelmozarella darüber und – je nach Geschmack und Konsistenz – noch ein bisschen Öl und ab auf die heiße Sonnenterrasse.