Splendido Piadina

Piadina Romagnola

Ein duftender Fladen aus Mehl und Schmalz, nach Belieben gefüllt und so heiß begehrt, wie er auch verzehrt werden sollte – das Straßenessen der Küste der Romagna.

Von Juri Gottschall

Interessiert man sich auch für die nicht so pittoresken Sehenswürdigkeiten Italiens, lohnt es sich bei der Reise durch das Land öfter mal die Autobahnen zu verlassen und den Weg per Landstraße zurückzulegen. Eine der schönsten und zugleich schrecklichsten Landstraßen ist die Strada Statale 9. Die SS9 ist eine Straße der Veränderung und des Verfalls. Sie basiert, wie viele italienische Straßen, auf einer Route aus römischer Zeit und führt von Mailand bis an die adriatische Küste nach Rimini. Sie ist gesäumt von riesigen Supermärkten, Bauruinen des Grauens, Acetaias (Weingütern zur Herstellung von Aceto Balsamico) und römischen Ausgrabungsstätten.

 

Die Piadina wird frisch gebacken und warm gegessen

 

Spätestens, wenn ab Forlì die flachen Felder sichtbar werden und die Luft langsam nach Meer zu riechen beginnt, begegnen einem auf jedem Parkplatz außerdem kleine, meist mit grün-weiß gestreiftem Stoff bespannte Häuschen. Oft sind sie tagsüber geschlossen, doch abends stehen plötzlich Plastikstühle vor der Tür und es duftet schon von weitem nach frisch gebackenen Piadine. Denn auch wenn es Piadine mit Zutaten von jeder nur denkbaren Qualität gibt, eines haben sie am Ort ihrer Tradition alle gemeinsam: Sie werden immer frisch gebacken, sofort belegt und noch warm gegessen.

Die besagten Piadinerie gibt es überall an der Küste zwischen dem Po-Delta und Ancona, sie sind das Streetfood der Romagna. Und obwohl sie vor allem an der Küste verbreitet sind, zeigen ihre Zutaten die Verwandtschaft mit der Emilia. Eine der beliebtesten Füllungen ist die aus Stracchino oder Squacquerone, luftgetrocknetem Schinken und Rucola.

 

Die Piadina lässt sich perfekt zuhause zubereiten

 

Weil der Teig so schnell gemacht ist, lassen Piadine sich auch perfekt zu Hause zubereiten: Für vier Stück aus 500 Gramm Mehl, 220 Milliliter Wasser, 80 Gramm Schweineschmalz, 10 Gramm Natron oder Backpulver
und 10 Gramm Salz einen glatten, homogenen Teig kneten. Heute werden Piadine oft mit Olivenöl statt Schweineschmalz zubereitet. Der Geschmack ändert sich dadurch etwas und auch die Konsistenz fällt nicht ganz so weich aus, da die unersetzlichen Weichmacher-Eigenschaften des Schmalzes wegfallen. Trotzdem sind mit Öl zubereitete Piadine legitime und wohlschmeckende vegetarische Alternativen.

Den Teig mit Folie abdecken und bei Zimmertemperatur mindestens 15 Minuten ruhen lassen. Dann mit dem Nudelholz dünne Fladen auswalzen. Das geht durch den hohen Fettanteil im Teig sehr unkompliziert und
geschmeidig.

 

Sofort belegen, zuklappen und genießen

 

Eine beschichtete Pfanne möglichst hoch erhitzen und die Fladen ohne zusätzliches Fett wenige Minuten von beiden Seiten ausbacken, bis sie die typische Struktur mit dunklen Flecken bekommen, ähnlich dem Boden
einer Pizza. Die Piadina sollte eine knusprige Kruste haben und innen noch weich sein. Unbedingt sofort belegen, zuklappen und gleich genießen.

Zutaten
500 g Mehl Tipo 00, 220 ml Wasser, 80 g Schweineschmalz (oder Olivenöl Extra Vergine), 10 g Natron oder Backpulver, 10 g Salz

 

Dieses Rezept ist in auch unserem zweiten Kochbuch "SPLENDIDO - Italienische Produktkunde und Rezepte" enthalten.

Es ist im DuMont-Verlag erschienen und wurde mit dem Deutschen Kochbuchpreis 2023 in Gold ausgezeichnet.




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